Eine Schale entsteht
Hier wird die Geschichte erzählt, wie eine große Schale aus Birke entsteht.
Mai 2011.
Für große Schalen braucht man großes Holz. Ausgangspunkt ist hier eine Verzweigung im Stamm einer Birke - ein "Zwiesel".
Das Holz ist nass - wollte man es vor dem Drechseln in dieser Form trocknen, würde es unweigerlich reißen.
Der Klotz ist schon mit der Kettensäge vorbereitet - und die Verzweigung soll in die Gestaltung der Schale einbezogen werden.
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In der Werkstatt: um das Holz auf der Drechselbank befestigen zu können, wird eine Planscheibe mit Schrauben befestigt.
Die Waage sagt: der Klotz wiegt nun gut 34 Kilogramm.
Mit etwas Fingerspitzengefühl wird das Holz nun mit der Planscheibe auf das M33-Gewinde der Drechselbank geschraubt.
Nun kann der Spaß beginnen: Bei langsamer Drehzahl wird der Holzklotz rund gemacht.
Das wird die Außenseite!
Die Späne sieht man hier - was man nicht sieht: Das Wasser spritzt!
(Daher auch die Duschvorhänge - muss ja nicht alles nass werden...)
Abschließend wird ein Zapfen am Boden der Schale angedreht, der ein Umspannen erlaubt - es soll ja auch die Innenseite ausgehöhlt werden.
Soweit ist die Außenseite fertig. Das Spannfutter ist probeweise moniert und passt. Gleich wird es auf die Bank geschraubt, dann kann die Planscheibe innen entfernt werden.
Vorher kurz wiegen: immer noch fast 20kg - allerdings mit Spannfutter.
Jetzt geht's an die Innenseite. Die Spuren der Kettensäge sieht man nun noch.
Jetzt muß jede Menge Material aus der künftigen Schale entfernt werden - das gibt jede Menge Späne, tatsächlich säckeweise.
Sieht doch schon gut aus! Nur noch schleifen, und fertig... Aber leider nein: Die Schale ist ja noch nass und will noch trocknen, und wird sich dabei verziehen. Jetzt ist Geduld gefragt.
Nochmal wiegen - wir liegen nun bei ca. 9,6 kg. Das Gewicht wird von nun an beobachtet.
Obendrein: damit die Schale nicht zu schnell trocknet und reißt, werden die Stirnseiten des Holzes mit verdünntem Weißleim versiegelt.
Februar 2012.
Es ist so weit. Die (mehr oder minder) regelmäßigen Wiegungen haben ergeben, dass das Holz kaum noch leichter wird, kaum noch trocknet, kaum noch schwindet.
In dem knappen Jahr hat die Schale ihr Gewicht von 9600 Gramm auf 6300 Gramm verringert.
Jetzt wird die Schale, die sich stark veworfen hat, noch einmal außen und innen überdreht, fein geschliffen und geölt.
Letzter Arbeitsgang: der Zapfen am Boden wird entfernt - Hierzu muss die Schale auf einer selbst hergestellten Planscheibe mit "weichen" Spannbacken aus Linde fixiert werden. Das erlaubt nur geringe Drehzahlen und braucht eine ruhige Hand.
Nun ist sie fertig: mit 3,6 Kg noch etwa ein zehntel des ursprünglichen Gewichts, und mit 45 cm Durchmesser hat sie auch etwas an Größe verloren. Aber hat sich der lange Weg nicht gelohnt?